Warum reine Bauchatmung bei Beckenbodenbeschwerden nicht die Lösung ist

Atmen – es scheint so simpel, dass wir kaum darüber nachdenken. Doch gerade bei Beckenbodenbeschwerden wird die Atmung oft als hilfreiches Tool angepriesen. Viele Empfehlungen setzen auf die sogenannte Bauchatmung, also eine tiefe Atmung, die den Bauch stark hebt und senkt. Diese kann in bestimmten Situationen, wie in der Rückenlage oder zur allgemeinen Entspannung, sehr wohltuend sein. Doch wenn es um Organsenkungen oder eine funktionelle Unterstützung des Beckenbodens geht, braucht es mehr als nur die reine Bauchatmung.
In diesem Artikel erklären wir, warum eine differenzierte Atemtechnik wichtig ist und wie du sie gezielt nutzen kannst, um deinen Beckenboden zu entlasten und zu stärken.


Die Atmung:
Unsere Atmung und unser Beckenboden sind eng miteinander verbunden. Das Zwerchfell – unser Hauptatemmuskel – und der Beckenboden arbeiten wie zwei Gegenspieler:

  • Beim Einatmen senkt sich das Zwerchfell und der Beckenboden entspannt sich.
  • Beim Ausatmen hebt sich das Zwerchfell und der Beckenboden zieht sanft mit
    nach oben.

Diese harmonische Zusammenarbeit ist entscheidend für die Elastizität und
Funktionalität des Beckenbodens.

Wann die reine Bauchatmung nicht ideal ist
Die tiefe Bauchatmung kann in entspannten Positionen, etwa in der Rückenlage beruhigend und entspannend wirken. Doch bei bestimmten Beckenbodenbeschwerden, insbesondere Organsenkungen, kann sie ungünstige Effekte haben:

  1. Einseitige Belastung des Zwerchfells:
    Eine reine Bauchatmung, bei der der Brustkorb kaum bewegt wird, kann dazu führen, dass das Zwerchfell nicht seine volle Beweglichkeit entfaltet. Dies kann den Beckenboden in seiner Funktion beeinträchtigen, da dieser auf eine dynamische Zwerchfellbewegung angewiesen ist.
  2. Druck auf den Beckenboden:
    Eine dominante Bauchatmung erzeugt Druck im Bauchraum. Gerade bei Organsenkungen kann das den Beckenboden zusätzlich belasten, anstatt ihn zu entlasten.

Die Alternative: Eine 360-Grad-Atmung
Statt ausschließlich in den Bauch zu atmen, empfehlen wir die 360-Grad-Atmung. Dabei wird der Atem bewusst in alle Richtungen gelenkt – nach vorne, zu den Seiten und nach hinten. Der Bauch bleibt dabei locker und bewegt sich sanft mit, aber es entsteht kein unnötiger Druck auf den Beckenboden.

Warum das Zwerchfell so wichtig ist
Eine gute Zwerchfellmobilität ist der Schlüssel zu einem elastischen und funktionalen Beckenboden. Das Zwerchfell wirkt wie eine Pumpe für den Beckenboden. Ist es in seiner Beweglichkeit eingeschränkt – etwa durch eine dominante Bauchatmung – kann das die Spannungsregulation des Beckenbodens beeinflussen.
Die 360-Grad-Atmung verbessert nicht nur die Zwerchfellbewegung, sondern sorgt auch dafür, dass der Beckenboden bei jedem Atemzug sanft mitbewegt wird. So kann er sich besser entspannen und regenerieren.

So geht’s:

  1. Setze dich aufrecht hin oder lege dich bequem auf den Rücken.
  2. Lege eine Hand auf deinen unteren Rippenbogen und die andere auf deinen
    Bauch.
  3. Atme tief ein, aber lenke den Atem bewusst in deinen Brustkorb – spüre, wie sich
    deine Rippen in alle Richtungen weiten.
  4. Beim Ausatmen lass den Brustkorb sanft zurücksinken, ohne dass der Bauch
    Druck aufbaut.

Fazit: Atme dich frei – aber bewusst
Die richtige Atmung kann eine große Hilfe für deinen Beckenboden sein. Die reine Bauchatmung hat ihren Platz – besonders zur Entspannung in der Rückenlage. Doch für den Alltag und insbesondere bei Beckenbodenbeschwerden wie Organsenkung oder Inkontinenz ist eine 360-Grad-Atmung oft die bessere Wahl. Sie unterstützt eine gute Zwerchfellbeweglichkeit, entlastet den Beckenboden und hilft, deinen Körper ins Gleichgewicht zu bringen.
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