Tabuthema Harninkontinenz: Lass uns offen darüber sprechen

Harninkontinenz

Harninkontinenz – das ist der unwillkürliche Verlust von Urin, der das tägliche Leben beeinträchtigen kann. Die Ursachen und Formen von Harninkontinenz sind vielfältig, weshalb sie in verschiedene Typen eingeteilt wird. Dieser Artikel zeigt die Unterschiede der einzelnen Inkontinenzformen auf. Allgemein tritt Inkontinenz besonders häufig bei Frauen auf, und die Wahrscheinlichkeit steigt mit dem Alter. Laut einer Übersichtsarbeit von Milsom et al. (2009) berichten weltweit etwa 25–45 % der Frauen über irgendeine Form von Inkontinenz. Die Dunkelziffer dürfte jedoch noch deutlich höher sein – weil dieses Thema oft tabuisiert wird.

Die häufigsten Formen der Harninkontinenz

  1. Belastungsinkontinenz (Stressinkontinenz):

Trampolinspringen? Lieber nicht. Kommt dir das bekannt vor?

Von Belastungsinkontinenz wird gesprochen, wenn Druckveränderungen wie beim Husten, Lachen, Niesen oder dem Heben schwerer Gegenstände zum unfreiwilligen Urinverlust führen. Besonders Frauen nach Schwangerschaften, Geburten oder in den Wechseljahren sind betroffen.
Laut einer Studie von Hannestad et al. (2000) ist dies die häufigste Form der Inkontinenz – sie betrifft zwischen 10 % und 40 % der Frauen.

  1. Dranginkontinenz (Urge-Inkontinenz):

Du stehst vor der Haustür, der Schlüssel ist fast im Schloss, und plötzlich verspürst du diesen heftigen Drang. Du versuchst noch, die Situation zu retten, aber… schon ist es passiert.

Klingt vertraut? Die Dranginkontinenz äußert sich durch einen plötzlich auftretenden, intensiven Harndrang, gefolgt von ungewolltem Urinverlust. Sie kann durch eine überaktive Blase, neurologische Störungen, häufige Blasenentzündungen oder Hormonschwankungen ausgelöst werden.

Ein häufiger Fehler: vorsorglich auf die Toilette zu gehen. Das kann die Blase regelrecht „umerziehen“ und langfristig verstärken, dass die Blase zu oft signalisiert, entleert werden zu müssen.

Laut einer Studie von Stewart et al. (2003) sind etwa 9 % der Frauen zwischen 40 und 44 Jahren betroffen – bei Frauen über 75 Jahren steigt die Zahl sogar auf 31 %.

  1. Mischinkontinenz:

Diese Form kombiniert die Symptome der Belastungs- und Dranginkontinenz. Sie ist laut Nygaard et al. (2005) bei etwa 22 % der Frauen mit Inkontinenz zu finden.

Ein ganzheitlicher Blick auf die Ursachen und Lösungen

Die Ursachen von Harninkontinenz sind vielfältig. Dazu zählen körperliche Faktoren wie Schwangerschaft, Geburt oder hormonelle Veränderungen. Häufig fehlt allerdings nicht, wie zunächst angenommen Muskelkraft im Beckenboden. Faktoren wie Faszienspannung, Körperhaltung und Atmung spielen dabei eine immer noch völlig unterschätzte Rolle. All das zeigt, wie wichtig ein ganzheitlicher Blick auf deinen Körper ist. Stress, Haltungsmuster oder ein unausgeglichener Atemmechanismus können die Beschwerden verstärken.

Deshalb ist es so wichtig, einen ganzheitlichen Ansatz zu wählen:

  • Den ganzen Körper betrachten, nicht nur den Beckenboden.
  • Die Zusammenhänge zwischen Zwerchfell, Faszien und Beckenboden verstehen.
  • Auch mentale und emotionale Aspekte einbeziehen, denn Stress oder innere Anspannung können sich direkt auf den Beckenboden auswirken.

Es gibt keine „eine“ Lösung, die für alle passt – aber es gibt viele Möglichkeiten, deinen Körper liebevoll zu unterstützen. Bei uns findest du erprobte Ansätze, die deinen Beschwerden ganzheitlich begegnen.

Fazit

Harninkontinenz ist eine häufige, jedoch oft tabuisierte Erkrankung, die sich unterschiedlich manifestieren kann. Eine frühzeitige Diagnose und ein ganzheitlicher Ansatz sind entscheidend, um die Lebensqualität der Betroffenen zu verbessern.

Ob du dich bei einer der beschriebenen Formen wiedererkennst oder einfach mehr über das Thema erfahren möchtest: Du bist nicht allein. Es lohnt sich, dich mit deinem Körper auseinanderzusetzen – und ihm die Aufmerksamkeit und Fürsorge zu schenken, die er verdient.

Quellen:

Hannestad, Y. S., Rortveit, G., Sandvik, H., & Hunskaar, S. (2000). A community-based epidemiological survey of female urinary incontinence: The Norwegian EPINCONT study. Journal of Clinical Epidemiology, 53(11), 1150–1157.

Milsom, I., Altman, D., Lapitan, M. C., Nelson, R., Sillen, U., & Thom, D. (2009). Epidemiology of urinary (UI) and faecal (FI) incontinence and pelvic organ prolapse (POP). Incontinence (4th International Consultation on Incontinence), 35–112.

Nygaard, I., Barber, M. D., Burgio, K. L., Kenton, K., Meikle, S., Schaffer, J., … & Spino, C. (2005). Prevalence of symptomatic pelvic floor disorders in US women. JAMA, 300(11), 1311–1316.

Stewart, W. F., Van Rooyen, J. B., Cundiff, G. W., Abrams, P., Herzog, A. R., Corey, R., … & Wein, A. J. (2003). Prevalence and burden of overactive bladder in the United States. World Journal of Urology, 20(6), 327–336.

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